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Greenwashing in 10 Fragen

Während die Geldwäsche zunehmend erschwert wird, gewinnt das Greenwashing an Popularität. Was ist es, wer macht es und warum? Hildegard Deweerdt, Umweltexpertin bei der KBC, erklärt es.

Was ist Greenwashing?

Greenwashing bedeutet einfach: vorgeben, grüner zu sein als man ist. Es wird der Eindruck erweckt, dass Unternehmen, Produkte oder Dienstleistungen besser für die Umwelt sind, als sie es tatsächlich sind. Der Begriff hat immer einen negativen Beigeschmack.

Warum beschönigen Unternehmen ihre Produkte durch Greenwashing?

Da immer mehr Verbraucher Wert auf Nachhaltigkeit legen, kennzeichnen Unternehmen ihre Produkte gerne als biologisch, grün oder natürlich, in der Hoffnung, mehr Umsatz zu erzielen. Und das mit Erfolg! Forschungsberichten zufolge erzielen Produkte, die als nachhaltig vermarktet werden, mehr als fünfmal so hohe Umsätze.

Wie funktioniert es?

Greenwashing kann durch die Verwendung von suggestiven Farben (z. B. Grün), Wörtern (z. B. Bio) oder Verpackungen (z. B. mit Blumenmuster) stattfinden. Außerdem behaupten Unternehmen manchmal, dass sie große Anstrengungen unternehmen, um ihre Produkte nachhaltiger zu gestalten, machen aber keine konkreten Angaben dazu. Greenwashing kann natürlich auch aus Unwissenheit geschehen. Manchmal wollen Unternehmen wirklich eine positive Veränderung einführen, wie z. B. wiederverwertbare Verpackungen, sind sich aber nicht bewusst, dass andere Aspekte ihrer Tätigkeit größere negative Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Ist Greenwashing objektiv feststellbar oder eine subjektive Beurteilung?

Greenwashing lässt sich in der Regel objektiv feststellen, aber es erfordert ein gewisses Maß an kritischem Denken, Recherche und Wissen. Je krasser es ist, desto leichter ist es nachzuweisen - man denke nur an Volkswagen mit seiner Mogelsoftware. Weniger offensichtlich ist es, wenn in der Werbung ein vages Vokabular verwendet wird, z. B. „natürliche Substanzen“. Natürlich sind nicht alle diese Substanzen grün oder gesund, man denke nur an Uran oder Arsen. Da es für die Verbraucher nicht immer einfach ist zu wissen, was wirklich grün ist, brauchen wir von klare Leitlinien. Der Leitfaden der Föderalregierung für eine nachhaltige Einkaufspolitik beispielsweise ist ein inspirierender Leitfaden für öffentliche Ausschreibungen.

Welche Entwicklungen stellen wir fest?

Einerseits sind die Verbraucher besser informiert und skeptischer, andererseits gibt es mehr gesetzliche Bestimmungen zur Produktnormung und Meldepflicht. Ein Unternehmen, das damit wirbt, dass es nur FCKW-freie Sprühdosen herstellt? Es ist gesetzlich festgelegt, dass alle Produkte FCKW-frei sein müssen, daher ist es irrelevant, dies zu erwähnen. Ein solches Unternehmen erweckt jedoch den Eindruck, dass es sich sehr um Ihre Gesundheit sorgt.

Gibt es besondere Regeln für die Finanzwelt?

Um den geplanten Green Deal zu verwirklichen, hat die Europäische Kommission kürzlich sowohl die Benennung (Taxonomie) grüner Finanzprodukte als auch deren Anteil im Portfolio geregelt. Die Banken sind auch verpflichtet, über ihre Leistungen auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit zu berichten.

Die KBC hat verschiedene Kredit- und Anlageprodukte und in geringerem Maße auch Versicherungsprodukte, die als „grün“ gekennzeichnet sind, und prüft nun, ob diese Kennzeichnung gemäß der Taxonomie noch verwendet werden darf. Die KBC hat eine Methode entwickelt, um die CO2-Emissionen ihres Kredit-, Versicherungs- und Anlageportfolios zu ermitteln.

Wie kann Greenwashing für ein Finanzinstitut aussehen?

Banken können beispielsweise betonen, wie klein ihr eigener ökologischer Fußabdruck ist, und über ihre Investitionen in Kohlekraftwerke schweigen, die viel größere Auswirkungen haben. Durch absichtliches Verschweigen hat die Deutsche Bank einst den Greenwashing Award erhalten, eine Auszeichnung, die kein Unternehmen verliehen bekommen möchte.

Wurde die KBC bereits des Greenwashings bezichtigt?

Die KBC legt großen Wert auf eine transparente Kommunikation über ihr Nachhaltigkeitskonzept, man denke nur an den jährlichen Sustainability Report und den Bericht an die Öffentlichkeit. Wir werden aber herausgefordert. Die Nichtregierungsorganisation FairFin beispielsweise prüft die KBC und andere Banken auf ihr Nachhaltigkeitsengagement und stuft sie in ihrem Bank Guide ein. Die Klimaaktivisten von Greenpeace und RX sind bereits auf unserem Dach und vor unserer Tür in der Havenlaan aufgetaucht. Aber Greenwashing wurde uns zum Glück noch nicht vorgeworfen. Es wird immer wichtiger, darauf zu achten, denn es laufen bereits anderswo Verfahren. Behauptungen, etwas sei grün oder nachhaltig, müssen der EU-Taxonomie, die die Messlatte sehr hoch legt, standhalten.

Kann man den Unterschied zwischen Nachhaltigkeitspolitik und -praxis auch als Greenwashing bezeichnen?

Seit Ende 2021 ist die KBC, sofern es ihren eigenen Fußabdruck betrifft, ein klimaneutrales Unternehmen. Es geht darum, unseren Fußabdruck ständig zu verkleinern.

Wir tun dies durch bewusste Entscheidungen und eine engmaschige Überwachung auf dem Gebiet von Energie und Mobilität. Dazu haben wir uns auch ehrgeizige Ziele gesetzt. Den verbleibenden Anteil an Treibhausgasen, der sich nicht vermeiden lässt, gleichen wir durch den Kauf von Emissionsgutschriften aus hochwertigen Klimaprojekten aus. Unsere Betriebspolitik ist also sicherlich kein Greenwashing, aber die Kompensationspraxis selbst ist nicht unumstritten. Deshalb ist es wichtig, dass wir hier transparent sind. Ich bin für Kompensationen, auch wenn entschlossene Initiativen zur Emissionsreduzierung immer Vorrang haben sollten.

Reden auch Einzelpersonen ihr Verhalten mit Greenwashing schön?

Meiner Meinung handelt es sich bei Einzelpersonen eher um Schönfärberei. Dann verschweigt jemand seinen Bekannten, dass er eine Flugreise nach Ibiza gemacht hat, erzählt ihnen aber, dass er sich vegan ernährt. Und für sich selbst rechtfertigt er das eine mit dem anderen. Aber gut, wer ist schon zu hundert Prozent konsequent? Am wichtigsten ist, dass wir Umwelt- und Gesundheitsfragen gemeinsam angehen müssen. Jeder ein kleiner Weltverbesserer (lacht).

Einige Formen des Greenwashings

  • Suggestive Verwendung von Farben, Sprache oder Bildern
  • Irrelevante Informationen
  • Nicht belegte Behauptungen
  • Vorsätzliches Verschweigen
  • Unbedeutender Ansatz
  • Krasses Mogeln


Sind Sie auf Greenwashing gestoßen? Dann melden Sie es auf jeden Fall der Meldestelle des Wirtschaftsministeriums, so empfiehlt es unser Wirtschaftsminister.

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