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Kreislaufwirtschaft soll Abfall reduzieren  

Das exponentielle Wachstum von Einwegkunststoffen hält
an. Die Verpackung scheint der größte Übeltäter zu sein. Für eine Wende sind
nachhaltige Alternativen gefragt. Das Recycling der doch noch verwendeten
Kunststoffe ist ein Muss. Es ist unbestritten, dass die lineare Wirtschaft
einer Kreislaufwirtschaft weichen muss. Dieser Wandel ist auch für Anleger
wichtig.   

Unser gesamter Abfallberg wächst schneller als je zuvor. Allein in der EU fallen jährlich mehr als 2,5 Milliarden Tonnen Abfall an. Studien deuten darauf hin, dass der weltweite Abfallberg bis 2050 um 70 Prozent größer sein könnte. „Die Verstädterung und das stetige Wachstum von Bevölkerung und Wohlstand verstärken diesen Anstieg“, fügt Jonas Theyssens von KBC Asset Management hinzu.   

Kunststoffe als Hauptverursacher, Recycling ist ein Muss 

Das exponentielle Wachstum von Einwegkunststoffen hält an. Der jährliche Verbrauch von Kunststoffen stieg in den letzten 70 Jahren von etwa 2 Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf heute 390 Millionen Tonnen. Ohne Maßnahmen wird bis 2050 mit einer Vervierfachung gerechnet.  

44% aller Kunststoffabfälle stammen von Konsumgütern. Im Baugewerbe, in der Automobilindustrie und in der Elektronikbranche sind es 18%, 8% bzw. 7%. Das Image der Industrie als Hauptverursacherin der Plastikverschmutzung wird also entkräftet. Die Verpackungen, in denen wir Normalverbraucher unsere täglichen Bedarfsartikel nach Hause bringen, erweisen sich als die größten Übeltäter. Die Hersteller dieser Kunststoffverpackungen und die Käufer sind also diejenigen, die diese 44% reduzieren können.

 

Wiederverwendung ist ein Muss, aber in der Realität geschieht dies noch zu wenig. „Von den gesamten seit den 1950er Jahren hergestellten Kunststoffen sind noch etwa 30% in Gebrauch, 10% wurden verbrannt und kaum 5% wurden recycelt.“, sagt Jonas Theyssens von KBC Asset Management. „Die restlichen 55% landeten auf einer Mülldeponie oder in der Umwelt.“ 

Von den gesamten seit den 1950er Jahren hergestellten Kunststoffen sind noch etwa 30% in Gebrauch, 10% wurden verbrannt und kaum 5% wurden recycelt

Jonas Theyssens, Finanzanalyst bei Kbc Asset Management

Kreislaufwirtschaft kann das Blatt wenden   

Recycling ist nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Umweltverschmutzung wichtig, sondern auch im Hinblick auf einen bewussten Umgang mit natürlichen Ressourcen. Der immer früher fallende Earth Overshoot Day, der Tag, an dem die Menschen alle verfügbaren ökologischen Ressourcen, die die Erde in einem Jahr produzieren kann, aufgebraucht haben, ist ein deutliches Signal. Von diesem Tag an schöpfen wir aus Reserven, die für künftige Generationen bestimmt sind. 

Die Erschöpfung von Bodenschätzen und fossilen Brennstoffen ist unumkehrbar und daher dauerhaft. Der soziale Druck gegen die Verschwendung ist daher groß. Die Verbraucher erwarten mehr Nachhaltigkeit sowohl an der Quelle als auch beim Endprodukt. Das Mindset für den Übergang zur Kreislaufwirtschaft ist richtig. 

Das lineare Wirtschaftsmodell ‚Nehmen, Herstellen und Entsorgen‘ ist überholt.“, so Jonas Theyssens. „Mit der Kreislaufwirtschaft schließen wir den Kreislauf. Es ist ein Produktions- und Konsummodell, bei dem vorhandene Materialien und Produkte gemeinsam genutzt, gemietet, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird nicht nur der Lebenszyklus von Produkten verlängert und der Bedarf an neuen Rohstoffen und Ressourcen verringert, sondern auch die Abfallmenge reduziert.“ 

Mit der Kreislaufwirtschaft schließen wir den Kreislauf. Auf diese Weise wird nicht nur der Lebenszyklus von Produkten verlängert, sondern auch die Abfallmenge reduziert.

Jonas Theyssens, Finanzanalyst bei Kbc Asset Management

Regulierung erweist sich als treibende Kraft für nachhaltigeres Wirtschaften 

Die Behörden fördern die Kreislaufwirtschaft mit neuen Vorschriften. Weltweit sind rund 1 100 Verordnungen zur Kreislaufwirtschaft in Kraft getreten. Die Europäische Union steht mit 339 aktiven Gesetzen in 44 europäischen Ländern an der Spitze. Das Vereinigte Königreich und die USA haben aufgeholt. Einige Länder legen die Messlatte für sich selbst noch höher, als es Europa vorschreibt.  
In Frankreich beispielsweise wurden - zusätzlich zum bestehenden europäischen Plastikverbot für Obst und Gemüse - weitere Maßnahmen für Fast Food und Joghurt ergriffen, die nun in wiederverwendbaren Verpackungen angeboten werden müssen.  

Mit Bußgeldern für Einwegverpackungen in Verbindung mit Recyclingzielen nehmen die Regierungen die Unternehmen selbst in die Pflicht. Die zunehmende Belastung durch Vorschriften wirkt somit als Katalysator für einen nachhaltigeren Produktionsprozess und - im weiteren Sinne - für nachhaltigeres Unternehmen.  

Anleger sehen Chancen in Wiederverwendung, Recycling und nachhaltigerer Produktion   

Anleger, die sich der Kreislaufwirtschaft zuwenden wollen, können dies auf verschiedene Weise tun. 

  • Sie können Unternehmen aussuchen, die Materialien recyceln. Vor allem das Recycling seltener Materialien wie Lithium für Batterien könnte ein gutes Geschäftsmodell darstellen. Auch Unternehmen, die in anderen Bereichen der Abfallwirtschaft tätig sind, z. B. bei Lebensmittelabfällen, gewinnen zunehmend an Bedeutung. 
  • Darüber hinaus sind Unternehmen, die recycelte Materialien für andere Endprodukte wiederverwenden, eine gute Ergänzung. Wussten Sie, dass auch Außenterrassen bereits aus recyceltem Kunststoff hergestellt werden? Oder dass das Plastik aus alten Kühlschränken ein neues Leben in Playmobil-Figuren findet?  
  • Unternehmen, die ihre Produktionsprozesse nachhaltiger gestalten, dürfen in dieser Liste nicht fehlen. Ziehen Sie Unternehmen in Betracht, die Abfälle reduzieren oder noch einen Schritt weiter gehen, indem sie sich für die Herstellung biologischer und biologisch abbaubarer Alternativen entscheiden. 
  • Auch Unternehmen, die sich auf die Wiederverwendung von Abwasser konzentrieren, bekommen Aufmerksamkeit. Vielleicht könnte man in diesem Zusammenhang die Kreislaufwirtschaft auch als eine der Lösungen für das Wasserproblem sehen. „Durch den Klimawandel sind sowohl Wasserknappheit als auch Überschwemmungen heute Realität. Dadurch rückte das Thema Wasser stärker auf die politische und wirtschaftliche Agenda und mehr Unternehmen erhielten Zugang zu innovativen Lösungen für ihre Wasserversorgung. Dazu gehören effizientere Membranen für die Wasserfiltration und ein Water-as-a-Service-Geschäftsmodell, bei dem die Wasseraufbereitung als Dienstleistung gemietet werden kann. Solche Lösungen schaffen ein Kreislaufmodell, bei dem Unternehmen ihren eigenen Wasserbedarf decken können.“, so Jonas Theyssens von KBC Asset Management. 
Durch den Klimawandel sind sowohl Wasserknappheit als auch Überschwemmungen heute Realität. Dadurch rückte das Thema Wasser stärker auf die politische und wirtschaftliche Agenda und mehr Unternehmen erhielten Zugang zu innovativen Lösungen für ihre Wasserversorgung.

Jonas Theyssens, Finanzanalyst bei Kbc Asset Management

Quellen:   

  • https://www.plasticsoupfoundation.org/plastic-feiten-en-cijfers/ 
  • https://www.unep.org/news-and-stories/story/plastic-planet-how-tiny-plastic-particles-are-polluting-our-soil 
  • https://www.greenpeace.org/belgium/nl/story/28150/earth-overshoot-day/ 
  • https://www.europarl.europa.eu/news/en/headlines/economy/20151201STO05603/circular-economy-definition-importance-and-benefits 
  • Circular Economy: impact on European equities, Berenberg ESG, 18 January 2023 

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Dieser Artikel ist rein informatorisch und darf nicht als Anlageberatung betrachtet werden.

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