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Nicht mal Trump kann Aktien aus dem Bereich der alternativen Energien von einer starken Erholung abhalten

Die Aktienkurse von Unternehmen aus dem Bereich der alternativen Energien sind in den letzten Monaten erneut in die Höhe geschossen. Während Politiker in aller Welt zögern, wird die Energiewende hinter den Kulissen beschleunigt. Künstliche Intelligenz (KI), geopolitische Spannungen und eine neue Innovationswelle sorgen für eine noch nie dagewesene Dynamik. Aber was bedeutet das für Sie als Anleger? Ist es Zeit einzusteigen? Oder gibt es Fallstricke?

Es ist faszinierend, wie schnell sich der Sektor erholt. Vor sechs Monaten schien es, als sei der Wind aus den Segeln genommen, aber jetzt erleben wir einen beispiellosen Aufschwung. Das ist nicht nur ein Aufleben, sondern ein starkes Signal.

Anthony Sandra, Portfoliomanager bei KBC Asset Management

Ein Sektor in Bewegung

Nach einem starken Einbruch entwickeln sich die Aktien aus dem Bereich der erneuerbaren Energien wieder bemerkenswert gut. Mehrere Indizes für erneuerbare Energien haben sich seit Februar 2025 trotz politischer Unsicherheit und verzögerter Klimaziele stark erholt.

Wie ist dieser Aufschwung zu erklären? Laut Anthony Sandra, Portfoliomanager bei KBC Asset Management, profitiert der Sektor der alternativen Energien in erster Instanz von den sinkenden Zinsen, den sich stabilisierenden Baukosten und der steigenden Nachfrage nach Energie. „Es ist aber mehr los“, sagt Sandra. „Wir erleben einen Cocktail aus technologischer Innovation, geopolitischen Verschiebungen und dem Aufstieg der KI.“

Trump: Bremse und Gaspedal zugleich

Und dann gibt es noch Trump. Seine Rückkehr ins Weiße Haus sorgt weltweit für Unruhe auf dem Energiemarkt. „Trump setzt voll auf Öl, Gas und Kohle, streicht Subventionen für saubere Energie und zieht die USA aus dem Übereinkommen von Paris zurück“, erklärt Sandra. „Dies verzögert große Investitionsprojekte in Wind- und Solarenergie in den USA, erhöht die Einfuhrzölle auf chinesische Solarmodule und kompliziert die Genehmigungsverfahren für neue Projekte. Das erhöht die Unsicherheit für internationale Akteure. Orsted und Equinor haben dies am eigenen Leib erfahren, als ihre im Bau befindlichen Offshore-Windprojekte vorübergehend gestoppt wurden. Trotzdem investieren einige US-Bundesstaaten und Unternehmen aus wirtschaftlicher Logik weiter in grüne Energie. Während Trumps letzter Amtszeit ist die Solarstromproduktion in Texas sogar explosionsartig angestiegen.“

Trump will auch die Meldepflicht im Zusammenhang mit Treibhausgasen aufheben. In der Praxis sieht man jedoch, dass die Unternehmen ihre Emissionen weiterhin überwachen und Klimaneutralität anstreben. Damit wollen sie ihren Stakeholdern zeigen, dass das Thema Klima nach wie vor ganz oben auf der Tagesordnung steht.

Das Bild ist jedoch nicht schwarz-weiß. „Ironischerweise hat Trumps Politik auch Beschleunigung gebracht“, stellt Sandra fest.
„Einerseits hat sein 'One Big Beautiful Bill' Klarheit über die Entwicklung der Steuergutschriften für erneuerbare Energien geschaffen. Damit wurden viele Unwägbarkeiten beseitigt, so dass Unternehmen eine fundierte Entscheidung darüber treffen können, ob sie ihr Projekt starten oder nicht. Viele Entwickler, die die Steuergutschriften in Anspruch nehmen wollen, versuchen, Ihr Projekt so schnell wie möglich anzubahnen.“
„Andererseits ist der Energiebedarf in den USA hoch“, fügt Sandra hinzu. „Alternative Energien sind derzeit der schnellste Weg, um neue Kapazitäten zu schaffen. Im Gegensatz dazu braucht der Bau neuer Gas- und Kernkraftwerke schnell drei bis fünf Jahre.“

Energie als Machtinstrument

Die Energiewende findet also auch vor dem Hintergrund strategischer (Un-)Abhängigkeiten und geopolitischer Spannungen statt. „Der Krieg in der Ukraine, die Abhängigkeit von US-amerikanischem LNG und russischem Gas sowie der Aufstieg Chinas zur führenden Technologienation und Produzent von Solarzellen und Batterien haben Europa ebenfalls wachgerüttelt“, fügt Sandra hinzu. „Wir sind uns plötzlich unserer Verwundbarkeit bewusst. Das Streben nach Energieunabhängigkeit beschleunigt sich. Lokale Produktion, intelligente Netzwerke und Zusammenarbeit innerhalb Europas werden immer wichtiger. Das kann man auch in Belgien sehen, wo Windparks an der Küste und Wasserstoffprojekte in Zeebrugge in vollem Gange sind.“

Sinkende Gas- und Strompreise verringern das Gefühl der Dringlichkeit, in alternative Energien zu investieren. Die Unternehmen könnten dies jedoch wie eine Art Versicherungsprämie betrachten: jetzt investieren, um später, wenn die Strompreise wieder steigen, davon zu profitieren.

Anthony Sandra, Portfoliomanager bei KBC Asset Management

„Die Gaspreise sind nach ihrem Höchststand in den Wintermonaten 2025 wieder zurückgegangen, was zu einem Rückgang der Strompreise geführt hat. Infolgedessen scheint das Gefühl der Dringlichkeit etwas verloren gegangen zu sein. Unternehmen, die die derzeit niedrigen Preise für neue Solaranlagen nutzen, können ihre Energieabhängigkeit jedoch verringern“, meint Sandra. „Das ist übrigens ein wichtiger Faktor in der derzeitigen Investitionsdynamik bei großen Solarprojekten. Die Amortisationszeit ist länger als beispielsweise vor drei Jahren, aber man kann es wie eine Versicherungsprämie betrachten: Jetzt investieren, um später, wenn die Strompreise wieder höher sind, davon zu profitieren.“

KI und Digitalisierung als Schrittmacher der Energienachfrage

Die KI ist ein echter Gamechanger. Sie verändert den Energiemarkt radikal und kann die Energiewende erheblich beschleunigen. Unternehmen, die mit KI Digitalisierung und Energiemanagement zusammenführen, sind daher oft im Vorteil.

„Die Digitalisierung und die verfügbaren Daten über Energiesysteme haben enorm zugenommen. Die Rechenzentren, in denen KI-Modelle laufen, wachsen und verschlingen immer mehr Strom und Kühlwasser. Es wird erwartet, dass sich ihr Strom- und Wasserverbrauch bis 2030 mehr als verdoppeln wird“, fügt Sandra hinzu. „Die Hälfte dieses Wachstums wird durch erneuerbare Energien gedeckt. Schließlich sind Solar- und Windenergie schneller skalierbar als fossile oder nukleare Energie. Unternehmen entwickeln KI-Tools, um die Effizienz von Solarzellen und Batterien zu maximieren. Das ist Innovation pur, die Investoren anzieht.“

KI-Tools werden für Effizienz und Wartung eingesetzt. Digitale Zwillinge und maschinelles Lernen ermöglichen eine effizientere Wartung von Wind- und Solarparks. Außerdem kann die KI Energieerträge vorhersagen, was dazu beiträgt, die Erzeugung und den Verbrauch erneuerbarer Energien besser auf die Nachfrage abzustimmen, wodurch das Risiko einer Überproduktion und negativer Preise verringert wird. „Übrigens bringt die KI auch Möglichkeiten zur Wärmerückgewinnung mit sich“, fährt Sandra enthusiastisch fort. „Dank der Flüssigkeitskühlung in Rechenzentren kann die Abwärme über intelligente Wärmenetze zur Beheizung anderer Gebäude in der Umgebung wiederverwendet werden, wodurch der digitale Fortschritt mit einem gesellschaftlichen Mehrwert verbunden wird.“

Innovation als Motor im eigenen Land

Alternative Energien sind längst nicht mehr nur Windturbinen und Sonnenkollektoren. Der Sektor nimmt in zahlreichen Projekten weltweit Gestalt an. Auch Belgien trägt seinen Teil zu dieser internationalen Energiedynamik bei.
In Sachen Wasserstoff ist unser Land ein Vorreiter. Im Rahmen des Hyoffwind-Projekts in Zeebrugge wird das erste große belgische Ökowasserstoff-Kraftwerk gebaut, das seinen Strom von Solarmodulen und Windturbinen nimmt und ab 2026 in Betrieb gehen soll. „Wasserstoff ist das fehlende Glied in der Energiewende", argumentiert Sandra. „Er ermöglicht es, grünen Strom zu speichern und zu nutzen, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht.“

Wärmenetze und Abwärmeprojekte gewinnen an Bedeutung. In Antwerpen wird die industrielle Abwärme über intelligente Netze an Haushalte und Unternehmen weitergeleitet. „Das ist ein Paradebeispiel für Kreislaufwirtschaft“, so Sandra. „Wir machen optimalen Gebrauch von dem, was schon da ist.“

„Auch die Gezeitenenergie wird seit einiger Zeit als vielversprechende erneuerbare Energiequelle wahrgenommen. Dabei wird die Kraft von Ebbe und Flut in sauberen Strom direkt aus der Bewegung unserer Ozeane umgesetzt. Inzwischen tragen die ersten Pilotprojekte Früchte. Wer weiß, vielleicht bringt das Meer in Zukunft eine neue Welle von erneuerbaren Energien. 

Alternative Energien sind wieder gefragt, erfordern aber einen kritischen Blick.

Die Energiewende ist kein Hype, sondern eine unumkehrbare Bewegung. Wer jetzt einsteigt, trägt zu einer nachhaltigeren Zukunft bei und kann vom weiteren Erholungspotenzial des Sektors profitieren.

Anthony Sandra, Portfoliomanager bei KBC Asset Management

Alternative Energien sind bei den Anlegern wieder sehr gefragt. „Die Energiewende ist ein Megatrend, der von Politik, Innovation und Druck aus der Gesellschaft getragen wird“, sagt Sandra. „Wer in diesen nachhaltigen Trend investiert, kann vom Erholungspotenzial profitieren und zu einer saubereren Zukunft beitragen. Investitionen in alternative Energien sind eine Form der Diversifizierung und können vor Schwankungen auf den Märkten für fossile Energieträger schützen.

Aber Sandra warnt auch: „Eine kritische Betrachtung bleibt äußerst wichtig. Der Sektor weist eine hohe Volatilität auf und reagiert empfindlich auf politische Veränderungen, technologische Risiken und internationale Entwicklungen. Billige Importe aus China beispielsweise setzen die europäischen Hersteller von Solarmodulen und Windkraftanlagen unter Druck. Neue Technologien sind vielversprechend, aber nicht immer sofort rentabel. Und viele Projekte sind von staatlicher Unterstützung und Vorschriften abhängig. Veränderungen können sich auf die Rentabilität auswirken.“

Sandra ist sich darüber im Klaren, dass die Beurteilung dieses komplexen Marktes für Investoren eine Herausforderung darstellen kann. „Wer dabei entlastet werden will, tut gut daran, die Verwaltung professionellen Experten zu überlassen, indem er sich für darauf spezialisierte Fonds entscheidet. Diese Fonds werden aktiv und fachkundig verwaltet, wobei auf Diversifizierung, Risikomanagement und die neuesten Marktentwicklungen geachtet wird. So kann man als Anleger optimal die Chancen, die die Energiewende bietet, nutzen, ohne sich in der Komplexität des Sektors zu verlieren“, weiß Sandra aus beruflicher Erfahrung.

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Dieser Artikel ist rein informatorisch und darf nicht als Anlageberatung betrachtet werden.