Was bedeutet Friedrich Merz' "Whatever it takes" für Anleihen?

Geopolitische und handelspolitische Probleme haben in den letzten Monaten für viel Unruhe an den Aktienmärkten gesorgt. Doch was bedeutet Friedrich Merz' "Whatever it takes" für Anleihen? Mark Van Assche, Kundenbetreuer im Private Banking und Wealth Office, spricht darüber mit David Willems, Senior Anlagestratege bei KBC Asset Management.
02/04/2025
Was in der Welt geschieht und die Folgen für die Finanzmärkte?

Wirtschaft
- Die Wirtschaftsdynamik der USA wird vom Verhalten der dortigen Verbraucher bestimmt. Der Handelskrieg sorgt für enorme Unsicherheit. Unsere Volkswirtschaftler haben daher die Wachstumsprognosen für dieses und das nächste Jahr gesenkt.
- In Europa scheinen zusätzliche Staatsausgaben für Verteidigung und Infrastruktur den Wachstumsoptimismus mittelfristig zu stützen, während die angekündigten Einfuhrzölle auf europäische Produkte das Wachstum in den USA unmittelbar negativ beeinflussen werden.
Rohstoffpreise und Inflation
- Im Moment bewegen sich die Inflationsraten noch in die richtige Richtung, was zum Teil auf die niedrigeren Öl- und Gaspreise zurückzuführen ist. Trumps Politik (durch geplante Importzölle und die Auswirkungen einer strengeren Migrationspolitik auf den Arbeitsmarkt) wird jedoch die Inflation weltweit - vor allem aber in den USA - wieder ansteigen lassen.
- Wie schnell sich die höheren Zinsen in einer steigenden Inflation niederschlagen werden, bleibt jedoch ungewiss, aber die Inflationserwartungen für die nächsten 12 Monate sind in den USA bereits deutlich gestiegen.
Haushalts- und Geldpolitik
- Die US-Regierung scheint entschlossen zu sein, das Haushaltsdefizit zu verringern, auch durch Kürzungen im öffentlichen Dienst (DOGE). Können die versprochenen Steuersenkungen Entlastung bringen?
- China unterstützt seine schwächelnde Wirtschaft weiterhin regelmäßig durch neue Fördermaßnahmen.
- In der Eurozone werden die angekündigten umfangreichen Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur allmählich konkreter, auch wenn sich dies vor allem in den Jahren 202-2027 auswirken wird.
- Im April senkte die EZB ihren Leitzins um weitere 25 Basispunkte. Eine weitere Senkung könnte Mitte dieses Jahres folgen. Wir gehen davon aus, dass die Fed ihren Leitzins auch in diesem Jahr lockern wird. Die Frage ist nur, inwieweit die höhere Inflation (aufgrund der angekündigten Einfuhrzölle) sie daran hindern wird, die Zinssätze drastisch zu senken, wenn die Wirtschaft ins Stocken gerät.
Anleihenmärkte
- Auch die Anleihenmärkte leiden unter dem Handelskrieg und erwarten negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und (erwartete) weitere Leitzinssenkungen. Infolgedessen sinken die Zinssätze für Staatsanleihen.
- Der Anstieg der deutschen Zinssätze zu Beginn des Jahres wurde dadurch weitgehend ausgeglichen.
- Die US-Zinsen sinken vorerst weniger stark, da die Unsicherheit in Bezug auf die US-Schuldverschreibungen gestiegen ist.
Aktienmärkte
- Die 90-tägige Pause vor Inkrafttreten der hohen Einfuhrzölle des „Liberation Day“ verschaffte den Aktienmärkten eine gewisse Atempause. Ob wir damit völlig aus dem Schneider sind, ist jedoch zweifelhaft. In der Zwischenzeit gilt für alle der einheitliche Einfuhrzoll von 10%, der deutlich höher ist als die bisher geltenden durchschnittlichen Einfuhrzölle von 3,5%. Für China wurden 125% verhängt.
- Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Verhandlungen das Blatt wenden können. Unterdessen sinken die Gewinnerwartungen der Unternehmen für das Jahr 2025, obwohl die Berichterstattung für das erste Quartal immer noch recht gut ausfällt. Dennoch warnen einige Unternehmen vor der Zukunft.
Risiken
- Die Konflikte im Nahen Osten sowie in der Ukraine könnten jedoch bleibend für Nervosität sorgen. Was geschieht jetzt mit der Hilfe für die Ukraine? Trumps politische Entscheidungen werden sicherlich einen großen Einfluss haben. Dadurch hat die Volatilität deutlich zugenommen.
- Abschließend könnte die chinesische KI-Technologie noch die Suppe versalzen: Die Ergebnisse von Deepseek sind beeindruckend, und das zu einem Bruchteil der Kosten, die im Westen anfallen.
Die Aktienmärkte schwanken weiterhin. Obwohl Präsident Trump ein Aussetzen der Zölle während 90 Tagen angekündigt hat, bleiben viele Unwägbarkeiten.
Siegfried top, Senior Investmentstratege KBC Asset Management
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