Auf dem Weg zu einem schwächeren Dollar?

Der US-Dollar hat im Jahr 2025 gegenüber dem Euro erheblich an Boden verloren. Was sind die Gründe für diese Abschwächung? Wie wirkt sie sich auf Ihre Investitionen aus? Und wie sollte man sich in diesem Umfeld positionieren? Mark Van Assche, Account Manager Private Banking und Wealth Office, spricht darüber mit Heng-Ta Quach, Portfoliomanager bei KBC Asset Management.
01/10/2025
Was in der Welt geschieht und die Folgen für die Finanzmärkte?

Wirtschaft
- Das nachlassende Beschäftigungswachstum und die schrumpfenden Sparüberschüsse sowie die wegen der gestiegenen Einfuhrzölle weiterhin hohe Inflation belasten die Kaufkraft der US-Verbraucher. Unsere Ökonomen rechnen nicht mit einer Rezession und heben die Wachstumsaussichten für 2025 und 2026 sogar leicht an. Das Wachstum steigt jedoch geringer als in den letzten Jahren. Wir sprechen also immer noch von einer Wachstumsverlangsamung.
- Für Europa erwarten unsere Ökonomen nach wie vor ein niedriges Wirtschaftswachstum.
Rohstoffpreise und Inflation
- Da die Energiepreise unter Kontrolle sind und das Lohnwachstum zurückgeht, sinken die Inflationsraten fast überall weiter.
- In der Eurozone befinden sie sich bereits in der „Komfortzone“ der Zentralbanker. In den USA bleibt die Kerninflation jedoch etwas höher, und die steigenden Einfuhrzölle wirken sich auf die Absatzpreise aus.
- Nachdem verschiedene wichtige Handelsabkommen abgeschlossen wurden, wird der neue durchschnittliche Einfuhrzoll auf 16-17% geschätzt (gegenüber 2,5% vor Trump II).
- Es wird erwartet, dass sich diese Zölle in den kommenden Monaten allmählich auf die Einzelhandelspreise auswirken werden, wodurch die Inflation noch einige Monate über dem Ziel der Federal Reserve bleiben wird.
Haushalts- und Geldpolitik
- Das Haushaltsgesetz „Big Beautiful Bill“, mit dem hauptsächlich die auslaufenden Steuersenkungen aus Trumps vorheriger Amtszeit verlängert werden, stellt einen beschränkten Wachstums-Impuls in Aussicht. Die Haushaltsverhandlungen sind auch im Kongress ins Stocken geraten, so dass die US-Behörden schließen müssen.
- China unterstützt seine schwächelnde Wirtschaft weiterhin regelmäßig durch neue Fördermaßnahmen. In der Eurozone werden die angekündigten umfangreichen Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur allmählich konkreter, auch wenn sich dies vor allem in den Jahren 2026 und 2027 auswirken wird.
- Die Europäische Zentralbank hielt den Einlagensatz im Juli konstant bei 2% und machte weitere Schritte von den Wirtschaftsdaten abhängig. Unsere Ökonomen rechnen nicht mit einer weiteren Zinssenkung im nächsten Jahr. Die US-Notenbank (Fed) nahm die schwachen Daten vom Arbeitsmarkt zum Anlass, die Zinsen erneut zu senken (25 Basispunkte).
- Unsere Ökonomen erwarten, dass die Fed nach der gestrigen Zinssenkung bis Ende 2026 noch fünf weitere Zinssenkungen vornehmen wird. Powell selbst hat jedoch gestern angedeutet, dass es nicht so weit kommen wird.
Anleihenmärkte
- Trotz des schwächeren Wachstums, der sinkenden Inflation und zurückgehenden Leitzinsen bleiben die Anleihezinsen sowohl in den USA als auch in Europa auf einem etwas höheren Niveau.
- Die fiskalische Wende der neuen deutschen Regierung, die die Schuldenbremse löst und einen großzügigen Haushalt für Konjunkturmaßnahmen und Verteidigungsausgaben bereitstellt, erklärt wiederum die höheren Zinsen in Europa.
- Aufgrund der - erneut - instabilen politischen Lage in Frankreich stiegen auch dort die Marktzinsen etwas weiter an.
- In den letzten Wochen konnte sich der Zins jedoch normalisieren und etwas stabilisieren.
Aktienmärkte
- Die Aktienmärkte kletterten in den letzten Wochen erneut auf historische Höchststände und konsolidierten sich dort.
- Das Ausbleiben einer heftigen Eskalation im Handelskrieg und die erwarteten Zinssenkungen trugen zur Verbesserung der Stimmung bei. Auch die Unternehmensergebnisse unterstützten die Rally, die wir seit dem Tief nach dem Liberation Day erlebt haben.
- Insbesondere die USA - wo die Unternehmensergebnisse, unterstützt durch gute Zahlen der großen Tech-Unternehmen und Finanzunternehmen, die Erwartungen übertrafen - konnten sich kräftig erholen.
Risiken
- Die Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine sind in den letzten Wochen an den Finanzmärkten etwas in den Hintergrund getreten, aber es ist nicht auszuschließen, dass sie wieder aufflammen.
- Die politische Lage in Frankreich ist nach wie vor suboptimal, während in den USA die Behörden schließen müssen.
- Vorläufig bringen diese Entwicklungen die Märkte nicht aus der Fassung, aber die Stimmung könnte sich schnell ändern.
Wegen ausbleibender Einigung bei den Haushaltsgesprächen müssen US-Behörden schließen. Die Märkte scheinen sich nicht viel daraus zu machen, aber die Wirtschaftswissenschaftler schon: Wichtige Daten werden nicht rechtzeitig verfügbar sein. Dies macht es auch für die Fed schwierig, Ende dieses Monats eine Zinsentscheidung zu treffen.
Siegfried top, Senior Investmentstratege KBC Asset Management
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