Trump, KI und Geopolitik stellen die Welt der Anleger im Jahr 2025 auf den Kopf
Big Tech, künstliche Intelligenz, Donald Trump, geopolitische Verschiebungen, Dollarschwäche und verantwortungsbewusstes Investieren... 2025 war ein ereignisreiches Jahr, das nicht nur Antworten, sondern auch Reflexion verlangt. Deshalb hat Mark Van Assche, Account Manager Private Banking and Wealth Office, drei Experten von KBC Asset Management fünf dringende Fragen gestellt: Mailee Hovsepian, Heng-Ta Quach und Nathalie Bally. Ihr Ziel? Klare Antworten, eine breitere Perspektive für 2025 und Erkenntnisse für 2026.
11/12/2025
Was in der Welt geschieht und die Folgen für die Finanzmärkte?
Wirtschaft
- Das nachlassende Beschäftigungswachstum und die schrumpfenden Sparüberschüsse sowie die wegen der gestiegenen Einfuhrzölle weiterhin hohe Inflation belasten die Kaufkraft der US-Verbraucher. Unsere Ökonomen rechnen nicht mit einer Rezession und heben die Wachstumsaussichten für 2025 und 2026 sogar leicht an. Das Wachstum ist jedoch geringer als in den letzten Jahren. Wir sprechen also immer noch von einer Wachstumsverlangsamung.
Rohstoffpreise und Inflation
- Da die Energiepreise unter Kontrolle sind und das Lohnwachstum zurückgeht, sinken die Inflationsraten fast überall weiter.
- In der Eurozone befinden sie sich bereits in der „Komfortzone“ der Zentralbanker. In den USA bleibt die Kerninflation jedoch etwas höher, und die steigenden Einfuhrzölle wirken sich auf die Absatzpreise aus.
- Nachdem verschiedene wichtige Handelsabkommen abgeschlossen wurden, wird der neue durchschnittliche Einfuhrzoll auf 16-17% geschätzt (gegenüber 2,5% vor Trump II).
- Es wird erwartet, dass sich diese Zölle in den kommenden Monaten allmählich auf die Einzelhandelspreise auswirken werden, wodurch die Inflation noch einige Monate über dem Ziel der Federal Reserve bleiben wird.
Haushalts- und Geldpolitik
- Das Haushaltsgesetz „Big Beautiful Bill“, mit dem hauptsächlich die auslaufenden Steuersenkungen aus Trumps vorheriger Amtszeit verlängert werden, stellt einen beschränkten Wachstums-Impuls in Aussicht. In der Zwischenzeit ist der Shutdown der US-Regierung vorerst aufgehoben worden.
- China unterstützt seine schwächelnde Wirtschaft weiterhin regelmäßig durch neue Fördermaßnahmen. In der Eurozone werden die angekündigten umfangreichen Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur allmählich konkreter, auch wenn sich dies vor allem in den Jahren 2026 und 2027 auswirken wird.
- Die EZB hielt den Einlagesatz im September konstant bei 2% und machte weitere Schritte von den Wirtschaftsdaten abhängig. Unsere Ökonomen rechnen nicht mit einer weiteren Zinssenkung im nächsten Jahr.
- Die Fed hat den Zins wie erwartet gesenkt, aber das Punktdiagramm zeigt nur eine Zinssenkung für 2026. US-Präsident Donald Trump soll Anfang nächsten Jahres den Nachfolger des Fed-Vorsitzenden Powell benennen.
Anleihenmärkte
- Trotz des schwächeren Wachstums, der sinkenden Inflation und zurückgehenden Leitzinsen bleiben die Anleihezinsen sowohl in den USA als auch in Europa auf einem etwas höheren Niveau.
- Die fiskalische Wende der neuen deutschen Regierung, die die Schuldenbremse löst und einen großzügigen Haushalt für Konjunkturmaßnahmen und Verteidigungsausgaben bereitstellt, erklärt wiederum die höheren Zinsen in Europa.
- Aufgrund der - erneut - instabilen politischen Lage in Frankreich stiegen auch dort die Marktzinsen etwas weiter an.
- In den letzten Wochen konnte sich der Zins jedoch normalisieren und etwas stabilisieren.
Aktienmärkte
- Die Aktienmärkte kletterten in den letzten Wochen erneut auf historische Höchststände. Insgesamt entwickeln sich die Aktienmärkte weiterhin gut.
- Auch die Gewinnerwartungen sind sowohl für das vierte Quartal als auch für das nächste Jahr hoch, was die starke Performance erklärt. Die erwarteten Investitionen, sowohl in staatliche Projekte als auch in die KI-Infrastruktur, treiben die Gewinne an.
- Eine Verringerung der geopolitischen Spannungen könnte wiederum über die Rohstoffpreise zu niedrigeren Kosten führen.
Risiken
- Der Konflikt im Nahen Osten ist in den letzten Wochen an den Finanzmärkten etwas in den Hintergrund getreten, aber es ist nicht auszuschließen, dass er wieder aufflammt.
- In der Ukraine besteht anscheinend Aussicht auf eine Einigung. Die Besorgnis über die private Kreditvergabe nach einigen Konkursfällen ist nicht weg, aber im Moment machen sich die Märkte über diese Entwicklungen weniger Gedanken. Die Stimmung kann sich jedoch schnell ändern.
Wie erwartet hat die Fed den Leitzins gesenkt. Für 2026 werden weniger Zinssenkungen erwartet als vom Markt angenommen. Außerdem interveniert die Fed auf den kurzfristigen Terminmärkten, um den Druck zu verringern
Siegfried Top, Senior Strategist bei KBC Asset Management
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